Das perfekte Projekt?
Im Frankfurter Ostend haben Werkstadt Fischer Architekten für den Projektentwickler Wohnkompanie Rhein-Ruhr das Wohn- und Gewerbequartier Oststern realisiert. Im Interview erläutern unsere ehemalige Projektleiterin Helen Rotenberg und Markus Brinkmann, Leiter des Kölner-Werkstadt-Büros, warum dieses Transformationsprojekt in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich war.

Wie kam es zu dem Auftrag, das Wohn- und Gewerbequartier Oststern zu planen?
Markus Brinkmann: Die Wohnkompanie hat uns gezielt angesprochen. Die anfängliche Aufgabenstellung war es, neben der Planung eines Teils der Wohnbebauung, eine Tiefgarage für die gesamte Quartiersentwicklung zu konzeptionieren. Alle Architekten sollten auf einer gemeinsamen Tiefgarage aufbauen können. Im weiteren Planungsprozess mit allen Bauherrn und Architekten wurde aber klar, dass separate Tiefgaragen für jeden Teilbereich die sinnvollere Lösung sind. Wir haben dann den Auftrag erhalten, den östlichen Teil des freifinanzierten Wohnungsbauquartiers inklusive der Teiltiefgarage zu planen, den Oststern-Ost. Mit unserem Kölner Werkstadt Büro haben wir die Projektleitung übernommen.


Was war der erste Eindruck von der städtebaulichen Situation?
Markus Brinkmann: Es war sofort klar, dass es sich hier um eine besondere Situation handelt. Der Zuschnitt unseres Quartiersbereichs wurde von der Stadt Frankfurt und den Bauherren genau vorgegeben. Ein herausfordernder Umstand, denn die Winkel der Bebauungsfläche laufen sehr spitz zu. Das hat die Planung erschwert, denn bei einer scharf zulaufenden Innenhofecke kommt natürlich wenig Licht in die Tiefe. Erschwerend hinzu kam die Anforderung der Bauherren nach kleinen Wohneinheiten. Wir konnten jedoch eine Lösung erarbeiten, die diesen Anforderungen gerecht wird und dennoch hochwertigen und hellen Wohnraum schafft.
„Einerseits überzeugt das Gebäude mit einem industriellen Charme in Klinkeroptik und Stahlelementen, andererseits mit modern gestalteten Putzfassaden und einem spannenden Materialmix.“
Markus Brinkmann
Waren auch noch andere ungewöhnliche Lösungen gefragt?
Markus Brinkmann: Eine weitere kreative Lösung erforderte die Tatsache, dass bei einem solchen Grundstückzuschnitt die Innenfassade deutlich kleiner ist als die Außenfassade. Dadurch wird die Einteilung in kleinteilige, ablesbare Gebäude erschwert. Wir haben ein eigenes Konzept entwickelt, bei dem die Innenfassade eine vollkommen eigenständige Gestaltung erhält, die diesem Umstand sowie der Nutzung gerecht wird.

Die Fassade ist sehr markant durch einen Mix vier unterschiedlicher Materialtypen. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Gestaltung?
Markus Brinkmann: Es war eine Vorgabe der Stadt, bei der Gestaltung der Fassaden auf die historischen Frankfurter Kontorhäuser Bezug zu nehmen. Deshalb haben wir unter anderem eine Belegung mit Klinkern gewählt, die wir jeweils gegen eine farbige Putzfassade gestellt haben. Das Besondere ist die Gliederung der Außenfassade durch mehrere Einzelgebäudeteile, so treffen unterschiedliche Ästhetiken aufeinander, die eine lebendige und abwechslungsreiche Fassadeabwicklung erzeugt. Einerseits überzeugt das Gebäude mit einem industriellen Charme in Klinkeroptik und Stahlelementen, andererseits mit modern gestalteten Putzfassaden und einem spannenden Materialmix.
Frau Rotenberg, was ist für Sie als ehemalige Projektleiterin das Besondere am Projekt Oststern?
Helen Rotenberg: Ich kannte den Frankfurter Bezirk Ostend bis dahin nicht. Aber ich war positiv überrascht, wie das neue Quartier gestaltet wurde. Da es wie von Markus Brinkmann gesagt eine zentrale Vorgabe war, die Ästhetik der traditionellen Kontorhäuser in den Bau zu integrieren, fand ich es sehr schön, wie Werkstadt Fischer Architekten in ihrem Entwurf Formen, Farben und Materialien dieser Retro-Architektur verarbeitet und miteinander kombiniert haben.

„Alle haben an einem Strang gezogen und sehr fokussiert am gemeinsamen Ziel gearbeitet. So konnten wir das Projekt entwurfsgerecht realisieren.“
Helen Rotenberg

Was war Ihr Fokus als Projektleiterin?
Helen Rotenberg: Weil ich das Projekt erst in der Bauantragsphase übernommen habe, war es mir persönlich wichtig, den Entwurf möglichst genau so zu bauen wie eingereicht. Der Entwurf verfügt bei vier Häusern über sechs unterschiedliche Fassaden, die dementsprechend alle separat betrachtet werden mussten. Die Realisierung der Fassaden war daher eine besondere Herausforderung. Eine komplexe Aufgabe, die wir dank der großartigen Zusammenarbeit unseres Teams lösen konnten.
„Das Projekt ist in vielerlei Hinsicht ein Erfolg. Alles hat fast unglaublich gut funktioniert, insbesondere dank der guten Zusammenarbeit mit dem Bauherrn der Wohnkompanie, und dem Generalunternehmer der Firma Lupp. Großen Anteil daran hat Helen Rotenberg als Projektleiterin.“
Markus Brinkmann
Was war die beste Erfahrung bei diesem Projekt?
Helen Rotenberg: Das Projekt war sehr komplex. Aber ich habe mich extrem gefreut, ein Teil davon sein zu dürfen. Ich bin sehr dankbar über den Rückhalt, den ich bei Werkstadt Fischer Architekten erfahren durfte: Durch die Kollegen vor Ort, aber auch ortsübergreifend und vor allem durch meinen Büroleiter Markus Brinkmann, der mir als Berater und Teamplayer immer zur Seite stand und den Rücken freigehalten hat. Zum anderen war die Zusammenarbeit mit unserem Bauherrn Wohnkompanie Rhein-Main GmbH, dem Generalunternehmer, den Fachplanern und den Gewerken sehr angenehm. Alle haben an einem Strang gezogen und sehr fokussiert am gemeinsamen Ziel gearbeitet. So konnten wir das Projekt entwurfsgerecht realisieren.
Markus Brinkmann: Das Projekt wurde tatsächlich in vielerlei Hinsicht ein Erfolg. Alles hat fast unglaublich gut funktioniert, insbesondere dank der guten Zusammenarbeit mit dem Bauherrn der Wohnkompanie, und dem Generalunternehmer der Firma Lupp. Großen Anteil daran hatte unser tolles Team in Köln und Helen Rotenberg als Projektleiterin. Sie arbeitet sehr strukturiert und hat ein gutes Gespür dafür, was notwendig ist. Dank ihrer ruhigen, entspannten Art verlief die Kommunikation mit den unterschiedlichen Projektpartnern transparent und absolut reibungslos – da hat auch menschlich einfach alles gepasst.
Wenn Sie selbst im Projekt Ostern wohnen würden: In welchem Haus?
Helen Rotenberg: Wenn ich selbst dort wohnen würde, dann in Haus 2 – das mit der der roten Klinkerfassade und den anthrazitfarbenen Fugen. Dieser Look gefällt mir persönlich richtig gut.
Markus Brinkmann: Ganz klar: Ich würde ebenfalls im Eckgebäude mit den roten Klinkern wohnen.
Interview: Ralf Laubscher / LA.MAG
Fotos: Adrian Schulz
Mehr Informationen zum Projekt Oststern hier.
