SkyOne

Laborbau im urbanen Kontext

Bauwerk

Labor- und Bürogebäude

Ort

Heidelberg

Aufgabe

Neubau

Status

Im Bau

Bauherr

Skylabs S.à.r.l.

Leistungsumfang

LPH 1-8 (HOAI)

Tags: Laborbau, Neubau, Quartiersentwicklung

Die Heidelberger Bahnstadt ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Deutschland. Rund 7.000 Menschen werden hier künftig leben, arbeiten und forschen. Mit den Projekten Skyangle und Skylabs haben Werkstadt Fischer Architekten das Wissensquartier bereits maßgeblich geprägt. Jetzt entsteht mit Skyone für Ascendis Pharma ein weiterer Neubau. Welche Lösungen Skyone für eine komplexe städtebauliche Herausforderung bietet, erläutert Büroleiter Dominik Wirtgen im Interview.

Warum nimmt Skyone im Portfolio von Werkstadt Fischer Architekten eine Sonderstellung ein?

Weil die Aufgabenstellung kaum komplexer sein könnte. Schon die Kernfrage hatte es in sich: Wie integrieren wir ein Laborgebäude mit besonderen technischen Eigenschaften in ein urbanes Wohnquartier, um die Themen Forschung, Arbeiten und Wohnen zu einem homogenen Ganzen zu verbinden?   

Was war die Ausgangssituation?

Unsere Interpretation der Ausgangssituation unterschied sich wesentlich vom städtebaulichen Masterplan. Wettbewerbe und das geplante benachbarte Kongresszentrum hatten das ursprüngliche Konzept stark verändert. Also haben wir in Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt und dem Gestaltungsauschuss eine Lösung erarbeitet, die Antworten auf gleich mehrere städtebauliche Fragen liefert.

Welche Fragen waren das?

Erstens: Wie schaffen wir eine Torsituation am Übergang vom alten Stadtzentrum zur Bahnstadt?  Zweitens: Wie realisieren wir eine Platzkante zum Europaplatz? Drittens: Wie vervollständigen wir die Bebauung durch den angrenzenden Zollhofgarten und die „Grüne Meile“? Viertens: Wie setzen wir die städtebauliche Vorgabe um, einen roten Sandsteinsockel in Anlehnung an die Altstadtarchitektur zu integrieren? Und fünftens richteten wir die wichtigste Frage an uns selbst: Wie gestalten wir eine maßstabssprengende Typologie und ein großformatiges Laborgebäude so, dass es zur Wohn- und Büroarchitektur der Bahnstadt und zu unseren expressiv gestalteten Projekten Skylabs und Skyangle passt?

Was war der erste Schritt zur Umsetzung?

Wie immer bei Werkstadt Fischer Architekten die städtebauliche Analyse. Ursprünglich waren im Masterplan zwei eigenständige öffentliche Plätze geplant. Aus Gründen wie etwa der Straßenbahnführung wurde daraus aber ein gemeinsames Ganzes. Uns wurde klar: Das Skyone-Gebäude muss als neues Tor zur Bahnstadt, als Platz-Randbebauung, aber auch als Platz-Rückwand zum Zollhofgarten funktionieren. Also haben wir an der Schnittstelle von vier  öffentlichen Räumen ein Gebäude geplant, das diesen architektonischen Dialog leistet.

Skyone erweckt mehr den Eindruck eines städtischen Gebäudes als eines Laborbaus. Wie ist das möglich geworden?

Der Ansatz war es, materielle und formale Bezüge zur umgebenden Bebauung herzustellen. Die Materialität nimmt Bezug auf den städtebaulichen Kontext. Wo die Bahnstadt besonders qualitätvoll ist, sind Ziegel im Einsatz. Aus diesem Grund haben wir für die Skyone-Fassade Klinker gewählt. Sie stellen die visuelle Verbindung zu den umgebenden Bestandsgebäuden her.

Laborbauten sind meist sehr funktional ausgeführt, häufig mit blockigen und glatten Fassaden. Was wurde bei der Skyone-Fassade formal anders gemacht?

Wir wollten den formalen Bezug zu unseren benachbarten Projekten Skylabs und Skyangle, die durch eine dynamische und expressive Formensprache gekennzeichnet sind. Wir haben Tiefen und Schrägen konzipiert und große Fensterflächen integriert, welche  die Fassade gliedern und dem Laborgebäude ein untypisches Erscheinungsbild geben. Durch die künstlich vergrößerten Fenster besitzt die Fassade  eine eindrucksvolle Fernwirkung und passt sich in die umgebende urbane Struktur ein. Durch abwechselnde horizontale Fensterflächen schaffen wir Assoziationen zu Zell- und Molekülstrukturen, denn das Gebäude wird von Ascendis genutzt, einem international führenden Pharmaunternehmen, das biologische und chemische Forschung betreibt. Den mäandernde Sockel besteht aus rot gefärbtem Beton – eine visuelle Verbindung zur Materialität des Kongresszentrums, das aus rotem Sandstein gebaut ist – wie große Teile der Heidelberger Altstadt.

Welche Leistungsphasen werden von Werkstadt Fischer Architekten betreut - und für wann ist die Fertigstellung geplant?

Wir sind mit dem Leistungsphasen 1-8 beauftragt und arbeiten mit einem fünfköpfigen Team vor Ort an dem Projekt unter der Leitung von Christian Kreiselmaier. Für die Ausführung der Entwurfsplanung waren Nadine Jacobi und Alba Gutierrez Zabata verantwortlich. Die Bauleitung hat Stefan Dollinger zusammen mit Kai Harms –  zwei sehr erfahrene Mitarbeiter, die schon zahlreiche Werkstadt Fischer Projekte erfolgreich begleitet haben. Trotz wettertechnischer Widrigkeiten liegen wir aktuell sehr gut im Zeitplan. Wir rechnen mit der Fertigstellung im Jahr 2025.

Interview: LA.MAG

Fotos: Alexander Münch, Adrian Schulz