SR75

Bürogebäude am Sachsenring Bauen für 100 Jahre

Bauwerk

Bürogebäude

Ort

Köln

Aufgabe

Nichtoffener einphasiger Wettbewerb nach RPW 2013

Ausloberlin

Generali Real Estate S.p.A.
Zweigniederlassung Deutschland
50679 Köln

Auszeichnung

Teilnahme 2021

Tags: Wohnbau

Leitbild

Eine gute Einbindung in das städtebauliche Umfeld, die Einbeziehung von Grünflächen und Außenräume, die haptische, optische und langlebige Qualität der Fassaden, sowie die flexible Einteilung und mögliche Nutzungsmöglichkeiten im Grundriss sind die wichtigsten Bausteine für ein Haus für 100 Jahre.

 

Dieser Leitlinie entsprechend stärken wir die städtische Körnigkeit im Übergang vom villenartigen kleinteiligeren Wohnquartier und der promenadenartigen Stadtachse des Sachsenrings, durch eine dem Ort entsprechend vermittelnde Kubatur. Die klare städtebauliche Form fasst die Straßenkanten deutlich und beruhigt den Innenhof, der mit dem Erhalt der großen Rotbuche einen identitätsstiftenden Ruheort bildet.

 

Das Gebäude wird gegliedert durch eine von Rahmungen betonten, angedeuteten Kubaturelemente im Wechsel mit grünen Zwischenzonen, die eine Auflockerung der Gesamterscheinung und eine vermittelnde Funktion erzeugt. Dieses Spiel der verschiedenen Kubaturen, Fassadenstrukturen und Farberscheinungen erzeugt eine architektonische Vielfalt und eine Identität des Gebäudes. Die Farbgebung der vertikalen gesäuerten Betonelemente soll sich an die Sandsteinmauer der gegenüberliegenden alten Stadtmauer orientieren, und stellt somit eine Reminiszenz an die Historie des Ortes.

 

Die Regelgeschosse gliedern sich um die zwei Haupterschließungen, und bieten, auf Grund der Tiefe und Gliederung größtmögliche Flexibilität in der Aufteilung der Mieteinheiten. Diese Flexibilität setzt sich in der Möglichkeit fort in dieser Struktur verschiedene Nutzungsarten und Größen anzubieten.

 

Städtebau

Der städtische Raum im Bereich des Mischgebietes zeigt sich in seiner Körnigkeit eine undifferenzierte, teils zusammenhangslose Bebauung, welche wenig für die urbane Stadtraum- und Identitätsbildung bietet.

Unser Entwurf rekonstruiert die ursprüngliche Körnigkeit im Übergang vom villenartigen kleinteiligeren Wohnquartieren und der promenadenartigen Stadtachse des Sachsenrings, als dem Ort entsprechend vermittelnde Kubatur. Dieser bietet mit den neuen städtebaulichen Kanten, entlang des Sachsenrings und der Hardefuststraße, eine Fassung des Quartiers und initiiert eine Beruhigung des städtebaulichen Raums. Wir haben uns bewusst für eine zusammenhängende Kubatur entschieden, um eine in die Hardefuststraße vermittelnde Form zu erhalten, und damit eine unmittelbare Qualitätsabstufung zu vermeiden. Beide Eingänge sind im inneren und im äusseren miteinander verbunden, und somit sowohl vom Sachsenring und der Hardefuststraße abzulesen.

 

Durch die klare städtebauliche Form wird auch der Innenhof deutlicher gefasst und bietet mit dem Erhalt der großen Rotbuche eine identitätsstiftenden Ort mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Der Innenhof öffnet sich hin zur Lothringer Weg und hat das Potential in Verbindung mit den angrenzenden Höfen eine oasenartige Atmosphäre für das ganze Quartier zu bieten. Durch Abstaffelungen und Dachterrassen auf verschiedenen Geschossen bekommen die Nutzer des Gebäudes einen unmittelbaren Bezug zu diesem Ort der Erholung und Inspiration. Im Erdgeschoss öffnet sich das Gebäude mit großen Ausschnitten zum Innenhof.

 

Erscheinungsbild / Fassade / Gestaltung

Die Höhenentwicklung und Ausgestaltung der Kubatur reagiert auf Raumkanten, die Hofbildung und auf die angrenzende Bebauung für ein zusammenhängendes Gesamtbild. Hochpunkte und Einbindung der städtebaulichen Kanten zur angrenzenden Bebauung am Sachenring unterstützen die Einbindung des Ortes.

 

Die Fassaden sind gegliedert durch von Rahmungen betonte, Kubaturelemente, die eine Auflockerung der Gesamterscheinung und eine vermittelnde Funktion erzeugen. Die einzelnen Elemente werden durch bodentiefe Lochfenster gegliedert und wechseln sich innerhalb der Rahmungen mit geschlossenen Fassadenelementen ab und variieren je Geschoss, wodurch sie diese differenzieren und rhythmisieren.

Die einzelnen Kubaturelemente werden unregelmäßig von größeren Glasfassaden, Loggien oder Terrassen unterbrochen um diese Formensprache der Kubarturelemente zu unterstützen.

Dieses Spiel der verschiedenen Kubaturen, Fassadenstrukturen und Farberscheinungen erzeugt eine architektonische Vielfalt und eine Identität des Gebäudes.

Die Fassade wird aus tragenden Betonsandwichelementen hergestellt, die als Fertigteile vorgefertigt sind, und in ihrer Erscheinung durch verschiedenartige Oberflächenbehandlungen (säuern, stocken, etc.) in ihrer Erscheinung differenzieren.

Die Farbgebung der vertikalen Betonelemente soll sich an die Sandsteinblöcke der gegenüberliegenden alten Stadtmauer orientieren, und stellt somit eine Reminiszenz an die Historie des Ortes dar.

Ein großer Vorteil der Fertigteile ist eine zeitlich kurze Errichtungszeit, und nach Stellung komplett fertige Fassade, die nach Montage der Fenster und des Daches auch thermisch komplett wirksam ist und dem Innenausbau unmittelbar einen Wetterschutz bietet.

Gleichzeitig erzeugt das Material durch seine vielfältigen Zuschlagstoffe und Oberflächenbearbeitung eine haptisch wie optisch hochwertige Oberflächenqualität in Natursteinqualität. Insbesondere durch diese Qualität, Langlebigkeit und leichte Pflege ist diese Fassade geeignet für ein Haus für 100 Jahre.

 

Adressbildung / Erschließung / Flexibilität

Die adressbildende Eingangszone fasst beide Eingangsbereich in der Fassade optisch zusammen, und wird durch einen Rücksprung und mit einem Vordach, das sich aus der Rahmung heraus entwickelt, betont. Somit ist eine deutliche Ablesbarkeit sowohl aus dem Sachsenring sowie auch der Hardefuststr. gegeben, aber eine qualitative Differenzierung des Eingangs an der Hardefuststraße wird vermieden.

 

Die vertikale Erschließung des Gebäudes erfolgt über zwei Hauptkerne, die auch als Fluchttreppenhäuser dienen. Damit die Eingangsbereiche frei nutzbar bleiben, ist der Fluchtweg direkt über die Außenfassaden vorgesehen.

In der vorgeschlagenen Grundrisstypologie sehen wir im Erdgeschoss zwischen den beiden Eingangsbereich einen zweigeschossigen flexibel nutzbaren Co-Workingbereich bzw Club-Office-Bereich, der entweder durch die Mieter selbst, als Möglichkeit des flexiblen Wachsens, oder durch externe Mieter genutzt werden kann.

Durch das in Zukunft immer wichtiger werdende arbeiten im homeoffice muss einerseits wieder ein Anreiz geschaffen werden zurück ins Büro zu kommen, und andererseits den Mietern die Möglichkeiten gegeben werden, den dadurch unklarer gewordenen Arbeitsplatzbedarf flexibel „atmen“ zu lassen. Diese Anforderungen sehen wir durch solch einer Nutzung als erfüllt an, was ein deutlicher Vorteil in der Vermietung sein könnte.

Die interne Erschließung des Co-Workingbereiches erfolgt durch eine großzügige interne Treppe. Eine offene Struktur und Ablesbarkeit der Nutzung wird durch Deckenöffnungen in den zweigeschossigen Eingangsbereichen geschaffen. Die Deckenöffnung für die interne Treppe kann als statisch freie Zone in der Decke auch nachträglich geschaffen werden, so dass die 2-geschossige Nutzung oder aber andere Nutzungarten hier flexibel offen gehalten werden können.

Gleichzeitig sehen wir hier in diesen Bereichen aber auch eine Nutzung als klassische Bürofläche mit jeglicher Einteilung als umsetzbar an, sodass das Gebäude auch hier flexibel anpassbar ist.

 

Die Regelgeschosse gliedern sich um die zwei Haupterschließungen, und bieten, auf Grund der Tiefe und Gliederung sowie der tragenden Fassade und einer inneren Stützweite von ca. 8 x 8 m größtmögliche Flexibilität in der Aufteilung der Mieteinheiten. So kann pro Treppenhaus eine Teilung in ein, zwei oder drei Mieteinheiten angeboten werden, aber auch ein ganzes Geschoss oder das ganze Gebäude kann für einen Nutzer geöffnet werden.

Zudem ist es möglich auch ein Gebäudeteil zu Wohnung oder Appartements umzubauen, um einer in der Zukunft evtl. entstehenden Bedarfsänderung gerecht werden zu können.

 

Nachhaltigkeit / Energie

Die für den Heiz- bzw. Kühlbedarf benötigtes Warm bzw. Kaltwasser wird über eine Wärmepumpe  bereitgestellt, mit einer Spitzenlastabdeckung über die Fernwärme.

Passive Aktivierung der STB-Bauteile insbesondere der Decken, in besonderen Bereichen wie Besprechung / Konferenz über Hybriddeckensegel. Passive Aktivierung und „Laden“ der Gebäudemasse in den Nachtstunden auf Solltemperatur. PV-Anlage auf dem Dach des Bürohauses zur Bereitstellung des elektrischen Grundverbrauchs.

Wärmebrückenarme, hochgedämmte massive Außenhaut Konstruktion zur Unterstützung des sommerlichen Wärmeschutzes. Außenliegende zentral und Nutzergesteuerte Verschattung.

Außenliegende zentral und Nutzergesteuerte Verschattung.

Der größte Energiebedarf moderner hochgedämmter Bürogebäude wird für die Kühlung auf Grund von internen Lasten und solarem Energieeintrag benötigt. Deshalb ist der Fensteranteil der Fassade reduziert. Die Grundlast wird über aktivierte Betondecken abgefangen, welche über Erdsonden die Kühle des Erdreiches nutzt.

 

Tiefgarage / Stellplätze

Die notwendigen Stellplätze für KFZ und Fahrräder werden hauptsächlich in der Tiefgarage verortet. Für Gäste und Anlieferfahrzeuge sind einige oberirdische Stellplätze an der Hardefuststraße positioniert, in unmittelbarer Nähe zum Eingang.

Die Zufahrt zur Tiefgarage wurde an die Lothringer Straße verortet, da diese Straße aus allen Richtungen angefahren werden kann, einmal über die Hardefuststraße vom Sachsenring, über die Ulrichgasse als direkter Anschluss an die Nord-Süd-Fahrt und über die Eifelstraße, somit werden die Verkehrströme möglichst flexibel gehalten. Die Tiefgarage wird unterirdisch bis an die Grundstücksgrenze geplant, wir sehen dies als zulässig an, da durch den Erhalt des Bestandsbaums das Grundstück im Inneren nicht voll ausgenutzt werden kann.

 

Außenanlagen

Das Freiraumkonzept für das Quartier nimmt in seiner Pflanzen- und Materialverwendung Bezug auf das Thema „Oase“ als Rückzugsort, und schafft durch die Ausbildung von Blickbeziehungen und Zugängen eine Vernetzung mit dem Umfeld. Auf den Dächern der obersten Gebäudegeschosse mit Dachterrassen ist eine intensive Dachbegrünung angedacht, während die begehbaren Dachterrassen sowie Gartenterrassen mit einem angenehmen Plattenbelag versehen werden.

Ein wogendes Gräsermeer umspielt als flächige Pflanzung aus verschiedenen Grasarten die Gebäude statt der handelsüblichen Hecken, um hier das Thema Oase zu unterstützen.

Die im Gebäude verteilten und zum Innenhof ausgerichteten Terrassen mit Plattenbelag, bieten einen Blick zum ruhigen, gemeinsamen Innenhof. Der erdgeschossig gelegene Terrassenbereich kann durch die angrenzende allgemein zugängige Nutzung für alle zur Verfügung gestellt werden, und wird somit auch belebt.

Beurteilung des Preisgerichts (Auszug):