Leica Microsystems

Bürorevitalisierung und Neubau Produktionsgebäude

Bauwerk

Produktions- und Bürogebäude

Ort

Mannheim

Aufgabe

Neubau & Revitalisierung

Status

Im Bau

Fläche

2.276 m² & ca. 3.500 

Bauherr

F&W Grundbesitzgesellschaft mbH & Co. KG

Leistungsumfang

LPH 1-(8)

Tags: Adaption, Bürobau, Effizienz, Laborbau, Nachhaltig, Neubau, Produktionsgebäude, Ressourcenminimierung, Revitalisierung, Suffizienz

In einer exponierten Lage am Stadteingang von Mannheim entsteht ein Erweiterungsbau des Unternehmens Leica Microsystems. Werkstadt Fischer Architekten planten den Neubau und die Revitalisierung des Bestandsgebäudes. Wie mit der Realisierung eine neue städtebauliche Perspektive ensteht, erläutert der Mannheimer Büroleiter Dominik Wirtgen im Interview.

Für den Erweiterungsbau hat die Stadt Mannheim im Sommer 2023 die Baugenehmigung erteilt. Warum ist dieses Projekt am Stadteingang schon jetzt eine Erfolgsgeschichte?

Dass wir in dieser prominenten Lage ein technisches Laborgebäude realisieren können, ist ein schönes Beispiel für positive urbane Transformation. In enger Abstimmung zwischen dem Eigentümer und dem Mieter Leica Microsystems CMS GmbH konnten wir die von Leica gewünschten Voraussetzungen für eine Entwicklung in die Zukunft schaffen. Im Juni 2023 wurde unsere Planung für den Erweiterungsbau von der Stadt genehmigt – und so entstand auch städtebaulich eine neue Perspektive.

Was war die Ausgangssituation?

Die Lage direkt am Stadteingang spielt hier die besondere Rolle. Die Autobahn mündet in Form einer Platanenallee direkt in die Mannheimer City. Großformatige Solitärbauten aus diversen Bauperioden in einer parkartigen Umgebung bilden mit dem Planetarium im Zentrum eine interessante Portalsituation. Im Sinne der “Charta von Athen“ ist das deutschlandweit ziemlich einmalig. Bei dieser prominenten Lage tragen wir gestalterisch natürlich eine große Verantwortung. Also haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, den besonderen Charakter durch den Neubau nicht grundsätzlich zu verändern, sondern gezielt zu verbessern.

Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei diesem Projekt?

Wie bei allen Projekten von Werkstadt Fischer Architekten eine entscheidende Rolle. Wir haben auch hier den Anspruch, das neue Produktionsgebäude, das im Kern ein Laborbau ist, so nachhaltig wie möglich auszuführen. Dafür wenden wir unser bewährtes Werkstadt-Prinzip an: Durch eine ganzheitliche Konzeption realisieren wir mehrere Nachhaltigkeitsstrategien gleichzeitig.

Neben dem Bestandsgebäude also ein Erweiterungsbau. Mit welcher Funktion?

Wir haben einen eingeschossigen Anbau geplant, in dem die Produktion und Montage von Laser- und Elektronikmikroskopen vorgesehen ist. Diese Instrumente sind in der Lage, Elemente fast bis in den atomaren Bereich darzustellen.  

Welche Strategien sind das?

Zunächst die Strategie Nachhaltigkeit durch Suffizienz: So wenig Neubau wie möglich und so viel Weiter- und Umnutzung wie möglich. Der notwendige Neubau verfolgt dann eine Strategie der Adaption: Wir komponieren die neue Produktionsstätte so in die Umgebung, dass man sie möglichst wenig wahrnimmt. Das mag überraschen, aber indem das Produktionsgebäude das Umgebungsgrün als grundlegendes Entwurfsthema annimmt, schaffen wie die vollständige Integration in die gewachsene Situation. Das prägende Thema der Platanenallee bleibt dabei erhalten und wird sogar gestärkt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Nachhaltigkeit durch Effizienz: Wir setzen möglichst wenig Ressourcen ein, das Tragwerk aus CO2-reduziertem Beton, die Deckenkonstruktionen sind zur Ressourcenminimierung mit Hohlkörpern ausgeführt. Diese nachhaltigere Konstruktion ist aber nur ein Beispiel für die vielfältige ressourcen- und energieeffiziente Strategie, die wir bei diesem Projekt verfolgen.

Was ist bauökologisch geplant?

Der Neubau erhält eine Grünfassade, die für diesen speziellen „Unsichtsbarkeitseffekt“ sorgt, andererseits aber auch für einen Kühleffekt und
aktive Feinstaubbindung. Sie wirkt sich positiv auf das urbane Mikroklima aus und ermöglicht zudem natürlichen Schallschutz. Die Dachbegrünung dient mit einer Rigole und einer Regenwasserzisterne der Niederschlagsrückhaltung. Im Außenbereich wird eine Wildblumenwiese angelegt und auf dem bestehenden Parkdeck mit rund 3.000 Quadratmetern Fläche, das architektonisch aufgewertet wird, ist eine Photovoltaikanlage installiert. Ein Teil des Strombedarfes kann so durch Sonnenenergie gedeckt werden. Zudem wird es ergänzende Neupflanzungen von Bäumen geben.

Was passiert mit dem benachbarten Leica-Bestandsgebäude?

Das Gebäude wird im Bereich Technik und Energetik nachhaltig erneuert. Dadurch schaffen wir eine Optimierung des Energieverbrauchs und erhöhen die Nutzungsqualität. Weil wir den Bestand revitalisieren, können die Büroarbeitsplätze verbleiben und so entsteht schließlich Nachhaltigkeit durch Transformation.

Nehmen die beiden Gebäude visuell aufeinander Bezug?

Beim horizontal angelegten Neubau kommen helle Metallrahmen in Verbindung mit dunklen Paneelflächen zum Einsatz. Das ergibt einen reizvollen Kontrast zu den vertikal gegliederten hellen Kalkstein-Elementen des 1983 errichteten Bestandsgebäudes mit seiner bronzefarbenen Verglasung, die die benachbarte neue Grünfassade spiegelt.

Wie ist der Baufortschritt und der weitere Zeitplan?

Wir liegen gut im Plan – die Fertigstellung des Gebäudes ist für Mitte 2024 terminiert.

Interview: Ralf Laubscher / LA.MAG