"Wir liegen mit dem Projekt genau im Plan"
Werkstadt Job-Porträt: Das SkyOne-Team
In der Heidelberger Bahnstadt entsteht mit dem Laborgebäude SkyOne ein architektonischer Meilenstein. Ein fünfköpfiges Werkstadt Fischer Architekten-Team begleitet den Bau durch alle Leistungsphasen. Bei einem Besuch vor Ort wird klar, welche besonderen Lösungen das Projekt erfordert – und warum trotz aller Komplexität alles nach Plan verläuft.
Christian, als Projektleiter betreust Du mit einem fünfköpfigen Team die Realisierung des Laborbaus SkyOne. Wie ist der Stand der Dinge?
Christian Kreiselmaier: Wir liegen mit dem Projekt genau im Plan, die Fertigstellung ist für 2025 avisiert. Da wir mit Werkstadt Fischer Architekten auch mit der Bauleitung beauftragt sind, ist die Aufgabenstellung sehr komplex. Die Koordination der Einzelgewerke inklusive der technischen Gebäudeausrüstung ist bei einem Laborbau besonders anspruchsvoll. Da rund ein Drittel der Fläche als Büro ausgebaut wird, unterscheiden sich die Bauabläufe zusätzlich in den einzelnen Etagen – was zu weiteren Schnittstellen führt. Aber unser Bauleiter Steffen Dollinger, der hier täglich vor Ort ist, hat für die Umsetzung eine sportliche und gleichzeitig sehr solide Terminplanung entwickelt. Es ist eine Herausforderung für unser Team – aber es macht Spaß, weil es funktioniert und wir das Ergebnis sehen.
Steffen Dollinger: Gerade planen wir den Vergabeprozess für den Ausbau. Weil es sich um ein Büro,- und Laborbau handelt, sind die Abfolgen der einzelnen Ausbauphasen zwischen Büroabschnitten und Laborbereichen anders als bei einem einfachen Bürobau. Beispielsweise werden sämtliche Wände bis zum Erstanstrich fertiggestellt – noch bevor die Technik installiert werden kann, da wir in allen Laborbereichen Sichtinstallationen haben werden. Das sind Besonderheiten, die wir aufgrund unserer Expertise im Laborbau aber schon von Projekten wie SkyLabs oder SkyAngle kennen und daher gut planen können. Natürlich gibt es bei jedem Projekt unvorhersehbare Überraschungen, die zu managen sind. Im Dezember 2022 hatten wir einen zwei monatigen Baustopp der Rohbauarbeiten, da die Tragfähigkeit des Bodens nicht mehr gegeben war. Somit musste im Nachgang ein Erdaustausch der gesamten Baugrube durchgeführt werden – parallel zu den laufenden Gründungs- und Rohbauarbeiten.
Was macht das Projekt architektonisch so außergewöhnlich?
Nadine Jacobi: Bei der Entwurfsplanung war es unser Ansatz, diesen Laborbau, der besonderen technischen Anforderungen genügen muss, optimal in den städtebaulichen Kontext zu integrieren. Da die meisten Gebäude der Bahnstadt von Ziegelsteinfassaden oder wie das Kongresszentrum gegenüber von rotem Sandstein geprägt sind, haben wir uns für eine Feinsteinzeugfassade in Ziegeloptik entschieden. Die Gliederung des Baukörpers mit Vertiefungen und großen Fensterflächen schafft die Verbindung zur Formensprache unserer benachbarten Projekte SkyLabs und SkyAngle.
Christian, was reizt Dich an diesem Projekt?
Christian Kreiselmaier: Mir macht es Spaß, bei einem Projekt alle Leistungsphasen zu begleiten. SkyOne ist nicht das größte Werkstadt Fischer Projekt, aber hat mit 20.800 Quadratmetern Brutto-Grundfläche eine stattliche Dimension. Was bei diesem Projekt hinzukam, ist eine noch nie dagewesene Planungs- und Bausituation durch äußere Faktoren. Durch die Pandemie wurde der Immobilien-Markt verändert. Preise gingen stark nach oben oder fielen in wenigen Tagen dramatisch. Eine langfristige Prognose war nicht mehr möglich. Die Weltlage wurde 2022 noch instabiler und somit war es das Wichtigste, sich einen ständigen Informationsabgleich mit Firmen, Herstellern und Fachplanern herzustellen. So konnten wir sicher sein, das Projekt in den Zielvorgaben zu halten.
Warum ist SkyOne beim Innenausbau so komplex in der Umsetzung?
Christian Kreiselmaier: Die Komplexität entsteht durch die spätere Nutzung als Labor durch das Pharmaunternehmen Ascendis. Die Abstimmungen waren sehr zeitintensiv, aber das Resultat ist dafür umso besser. Der entscheidende Faktor ist es, Meilensteine für alle Beteiligten zu setzten und die genaue Koordination der Aufgaben und Schnittstellen.
Steffen, Du hast in Kaiserslautern Architektur studiert, in Karlsruhe deinen Master gemacht und bist 2012 als Werksstudent bei Werkstadt Fischer Architekten eingestiegen. Heute bist du auf die Leistungsphase 8, also die Bauleitung spezialisiert. Warum?
Steffen Dollinger: Mir gefällt, dass jedes Projekt und jedes Gebäude anders ist und jede Bauleitung andere Lösungen verlangt. Eine erfolgreiche Bauleitung hängt von vielen Faktoren ab. Es gibt immer Überraschungen, aber die Kunst ist es, diese durch eine möglichst genaue Vorplanung zu vermeiden. Meine Erfahrungen habe ich durch die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen Peter Erdmann und Kai Harms bei Projekten wie Wohngut, Wohnart oder Skyangle in der Bahnstadt gesammelt. 2017 habe ich dann erstmals die Bauleitung bei mehreren Gebäuden des Mannheimer Quartiers Eastsite übernommen. Das war ein Sprung ins kalte Wasser – aber da habe ich das Know-How erworben, das mir hier heute zugute kommt.
Wie wichtig ist der Faktor Erfahrung?
Welche besonderen Lösungen erfordert das SkyOne-Projekt?
Kai Harms: Da ist zum Beispiel die vorgehängte Fassade mit geklebten Klinkerriemchen. Das ist ein Stück weit Neuland für uns, deshalb achten wir extrem genau darauf, dass es vor Ort in maximaler Qualität ausgeführt wird. Wichtig sind dabei unsere vertrauensvollen, langjährigen Kontakte zu ausführenden Firmen – und natürlich die Erfahrung im Umgang mit Materialien und Bautechniken. Bei SkyOne betreue ich die Leistungsphasen 6 bis 8, also Ausschreibungen, Vergabe und Bauüberwachung. Ich selbst bin schon seit 17 Jahren bei Werkstadt Fischer Architekten und hatte schon so viel verschiedene bauliche Aufgaben zu lösen, dass mich nichts mehr aus der Ruhe bringen kann.
Christian Kreiselmeier: Wichtig ist auf der Baustelle auch der menschliche Faktor. Am Bau ist der Ton immer klar und direkt, da darf man nichts persönlich nehmen und man darf nicht nachtragend sein. Wichtig sind absolut klare Absprachen, Termintreue und Qualitätssicherung, um Fehlerquellen nachhaltig auszuschließen. Wir versuchen wie bei jedem Werkstadt Fischer Architekten Projekt die maximale Nachhaltigkeit für das jeweilige Projekt herauszuholen. Natürlich berücksichtigen wir hier die speziellen Rahmenbedingungen. Bei SkyOne spiegelt sich die Nachhaltigkeit in den zeitlosen und langlebigen Materialien wider. Nachhaltig ist ein Gebäude, das lange genutzt und oder durch seine flexible Struktur auch umgenutzt werden kann.
Nadine Jacobi: Ich bin bereits seit 2011 bei Werkstadt Fischer Architekten und habe schon sämtliche Leistungsphasen vieler Projekte begleitet und geleitet. Bei SkyOne war ich von Anfang in der Entwurfsplanung eingebunden. Aktuell bin ich zusammen mit meiner Kollegin Sara mit dem Thema Ausführungsplanung, Ausschreibungen und der Vergabe des Ausbaus beschäftigt. Mein Arbeitsplatz ist im Mannheimer Büro von Werkstadt Fischer Architekten, aber ich bin immer sehr gerne auf der Baustelle. Es ist sehr spannend, den Baufortschritt vor Ort zu erleben
Sara Ebadollahi: Ich finde es sehr spannend, wenn die eigenen räumlichen Vorstellungen aus unserer Entwurfsplanung auf der Baustelle Stück für Stück Gestalt annehmen. Ich bin schon seit 2016 bei Werkstadt Fischer Architekten, aber SkyOne ist mein erster Laborbau. Da gibt es viele neue Erfahrungen zu sammeln und durch die praktische Erfahrung vor Ort lernen wir viel über Baustoffe – wie hier bei SkyOne beispielsweise zum Thema Fassade. Die Klinkerriemchen nehmen keine Feuchtigkeit auf, dadurch entsteht keine Moosbildung und keine Verschmutzung. Das ist typisch für uns Werkstadt Fischer Architekten: Wir begeben uns immer gern auf neues Terrain, setzen uns von altbekannten Denkmustern ab und denken Dinge neu und anders. Und am Ende ist es dann schön zu sehen, wie unsere Entwurfsideen in der Praxis funktionieren.
Die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Auf was freut Ihr euch am meisten?
Christian Kreiselmaier: Beim Projekt SkyOne haben wir das große Glück, mit der Max-Jarecki-Stiftung einen Partner zu haben, dem hohe Ausführungsqualität sehr wichtig ist. Es ist also absehbar, dass bis 2025 hier ein Gebäude entsteht, dass als Tor zur Bahnstadt eine ganz besondere „Landmark“-Rolle einnimmt – und darauf freut sich unser gesamtes Team.
Interview: Ralf Laubscher / LA.MAG
Fotos: Alexander Münch